Rückblick zum 18.11.: Indien und der erste Weltkrieg

Deutsche Waffen aus dem ersten Weltkrieg

„Wissen Sie, was das für Waffen sind in diesem Schrank?“ möchte der Touristenführer im Victoria Memorial in Kalkutta wissen. Das Denkmal ist in der ostindischen Metropole eines der meistbesuchten Bauwerke. Es stammt aus der Zeit als die Briten in Indien das Sagen hatten.

Das Victoria-Memorial erinnert an die britische Herrschaftszeit in Indien (bis 1947)

„Es sind deutsche Waffen“, erzählt der Museumsführer weiter, wobei er sich im Vorfeld vergewissert hat, ob unter den rund 30 Teilnehmern seiner Tour auch Deutsche sind. „Die Waffen haben unsere indischen Soldaten den Deutschen abgenommen“, fährt er fort mit etwas Stolz in der Stimme. „Indien kämpfte auf Seiten der Briten im Ersten Weltkrieg. Rund 70000 indische Soldaten starben“, so seine Erklärung. Nun ist das Erstaunen in den Gesichtern der Zuhörer groß.

Auch zu sehen: die Kopfbedeckungen indischer Soldaten im 1.Weltkrieg

Mehr als 1,3 Millionen Inder soll Großbritannien zum ersten Weltkrieg für seine Armeen rekrutiert haben. Um an sie zu erinnern, ließen die Briten in Neu-Delhi das India Gate errichten. Laut Wikipedia sollen darauf die Namen von 90000 indischen und britischen Soldaten geschrieben sein. Alles Opfer des 1. Weltkriegs.

 

 

 

 

 

Besuch bei der „Queen of Hill Stations“, der Königin der Bergstationen: Mussourie

Blick von Mussourie ins Tal, die Briten gründeten vor fast 200 Jahren hier eine ihrer Hill Station, Bergstationen, um auf fast 2000 Metern Höhe der Hitze der Täler entschwinden zu können
Es geht eng zu auf den Straßen nach oben bzw. unten

Eigentlich bräuchte ich an dieser Stelle nicht viel zu sagen, sondern die Bilder für sich sprechen lassen. Nur soviel, ich kann nachvollziehen, warum Mussourie für viele ein beliebtes Reiseziel geworden ist.

Der Weg nach oben ist sehr kurvenreich, aber lohnend.
Zirka 30 000 Menschen leben hier, viele vom Tourismus.
Die Stadt erstreckt sich über mehrere Hügel
Der Glockenturm im Stadtzentrum.

Vor fast 200 Jahren wurde der Ort von den Briten als sogenannte Hill Station, als Rückzugsort während der heißen Sommermonate eingerichtet. Knapp 280 Kilometer von Delhi entfernt, liegt die Stadt auf knapp 2000 Höhe, am Rande des Himalayas. Von hier aus hat man nicht nur einen schönes Blick auf einige schneebedeckte Berge, sondern kann sicherlich auch wunderbare Touren unternehmen. Dafür war ich leider zu kurz da. Auch George Everest, der Namensgeber des nach ihm benannten Bergs wohnte in der Nähe der Stadt.

Der Himalya Viewpoint: von hier aus hat man bei schönen Wetter einen tollen Blick auf die schneebedeckten Berge des Himalayas
Ohne Worte…

In Mussourie gib es auch viele Schulen. Es soll ein beliebter Ort sein zum Hindilernen.

Die Woodstock-Schule mit Internat: einst von Missionaren gegründet ist sie heute vor allem für Ihre internationale Ausrichtung bekannt.
Das Woodstock-Internat: hier wird nach US-amerikanischen Vorbild unterrichtet. Das Gelände wirkt wie eine Insel im sonst eher wuseligen Indien.
Auch sie leben hier: jede Menge Affen.

Heute ist die Stadt ein beliebtes Ausflugsziel für die indische Mittelschicht. Das ist absolut nachvollziehbar und beim Blick auf die Berge habe auch ich einen weiteren Ort auf meiner wish-to-do-Wunschliste.

Mumbai – wenn diese Mauern reden könnten

Bye, bye Mumbai. Blick vom Flugzeug aus auf die Stadt. Links ein großer Slum
Blick aus meinem Hotelzimmer: überall Hochhäuser

Wer heute durch Mumbai geht, kann sich kaum vorstellen, dass das Land einst aus sieben Inseln bestand. Wo hätten damals die vielen Menschen unterkommen sollen?

Beim Besuch des Nehru Center und unterwegs mit Kollegen erfahre ich viel über die Stadt, deren Geschichte eng mit der Entwicklung Indiens verknüpft ist.

Die ersten Europäer, die im 16./17. Jahrhundert nach Mumbai kamen, waren die Portugiesen. Sie brachten viele Missionare mit und gaben der Stadt den Namen Bombay. Heute trägt die Stadt wieder ihren Einheimischen Namen Mumbai.

Als 1661 der englische König Charles II. die Portugiesin Katharina heiratete, bekam er die sieben Inseln als Hochzeitsgeschenk mit dazu. Anders als die Kaufleute der britischen Ostindien-Handelsgesellschaft hatte der König kein großes Interesse an den Ländereien und überließ sie für 10 britische Pfund im Jahr den Kaufleuten, die hier ihre  Geschäfte witterten.

Kaum vorstellbar: die Straße, die von dieser Kreuzung ausging, war einst der Verbindungsweg zweier Inseln

Bis die Geschäfte so richtig blühten, sollten noch einige Jahre vergehen. Doch Ende des 19. Jahrhunderts, nachdem in Indien die erste Eisenbahn gebaut war und indische Baumwolle in England zur gefragten Ware wurde, blühte das Geschäft. Auch der Handel mit Opium aus China brachte lukrative Einnahmen. Und die Geschäftsleute investierten ihren Reichtum.

David Sassoon, ein jüdischer Kaufmann, der auch durch den Opiumhandel reich wurde, hat diese Bibliothek erbaut. Auch eine der Synagogen ist nach ihm benannt.

1816 wurde Bombay Teil der britischen Krone, die Inseln endgültig  miteinander verbunden. Heute besteht Mumbai zu 70 Prozent aus aufgefüllter Landmasse.

Das Indian Gate, 1923 erbaut, verbindet indische und europäische Architektur. Beim Abzug der Briten aus Indien 1948 verließen sie durch das Gate das Land.

1869 errichtet Watson Butler das erste 5 Sterne Hotel. Heute ist das Gebäude äußerst baufällig, doch damals konnte nichts gut genug sein. Selbst die Mitarbeiter wurden aus Grossbritannien herangeschafft. Dunkelhäutigen Indern war es nicht erlaubt, das Hotel zu betreten.

Einst die feinste Adresse der Stadt, ist das Watson-Hotel inzwischen baufällig. Schuld daran sind auch Leasingverträge, die auf 990 Jahre abgeschlossen wurden.

Leider können nicht alle historischen Gebäude erhalten werden. Jeden Monsun brechen einige Häuser unter den Wassermassen zusammen.

Heute ist das Taj Mahal Hotel, unweit des India Gate, die vornehmste Adresse. 2008 bekam das Hotel über Nacht internationale Aufmerksamkeit als sich einige Terroristen über mehrere Tage darin versteckten. Am Ende starben 31 Menschen. Das Hotel wurde danach aufwendig saniert.

1902 erbaut, ist das Taj Mahal bis heute ein Luxushotel. Der Legende zufolge wurde es gebaut, weil sein Erbauer, ein Inder, aufgrund seiner Hautfarbe das Watson-Hotel nicht betreten durfte.
Ebenfalls faszinierende Architektur, einst hieß es Prince of Wales Museum, heute Chhatrapati Shivaji Maharaj Vastu Sangrahalaya (was für ein Zungenbrecher), einer der besten Museen der Stadt.

 

Erbaut nach dem Vorbild des Londoner Big Ben. Heute gehört der Turm zur Universität von Mumbai, einer der besten des Landes.

Doch nicht nur die historischen Gebäude Mumbais hätten viel zu erzählen. Seit 2007 gehört der Inder Mukesh D. Ambani zu den reichsten Menschen weltweit. Ende 2010 bezog er sein Privathaus „Antilia“. Das Haus ist 173 Meter hoch und bietet auf 27 Etagen 37.000 Quadratmeter Platz. Laut Wikipedia soll darin eine Privatklinik enthalten sein sowie die Ambanis Autosammlung, für die eigens sechs Etagen vorgesehen sind.

Mitten in Mumbai

Und noch ein Rekord kann Mumbai aufbieten. Die Stadt hat mehr als 3000 Art Deco-Gebäude, deren Geschichte wird mehr und mehr erforscht. Siehe auch: http://www.artdecomumbai.com

Schlicht, sachlich und trotzdem besonders. Wer durch den älteren Teil Mumbais schlendert, kann viel Art-Deco-Architektur entdecken.