Eine Lösung für Indiens Toilettenproblem?

Eigentlich sollte der gestrige Abend ein netter Abend anlässlich des „Tag der deutschen Einheit“ werden. Der Abend war auch schön, zweifelsohne. Der deutsche Botschafter hatte in den Garten seiner Residenz eingeladen. Mehrere hundert Menschen waren der Einladung gefolgt. Es gab deutsches Essen, Wein, Bier und Kölsch, denn in diesem Jahr war das Nordrhein-Westfalien Mitausrichter der Festlichkeit.

Die Botschaft geschmückt in den Farben des Gastgeberlands Nordrhein-Westfalen

Nicht nur für die Diplomaten der deutschen Botschaft, auch für viele Deutsche, die in Delhi leben, ist das Botschaftsfest ein wichtiger Termin. Hier trifft man sich, tauscht sich aus, schafft neue Kontakte, lernt sich kennen. Zum Auftakt singt ein Chor die indische und die deutsche Nationalhymne, was ich sehr bewegend finde.

Unter den vielen Visitenkarten, die ich an diesem Abend nach Hause nehme, ist auch die eines indischen Jungunternehmers. Ja, Indien habe ein Problem mit seinen öffentlichen Toiletten, erzählt er. (In einem früheren Blogeintrag) hatte ich darüber berichtet. Viele Menschen müssen öffentliche Toiletten benutzen. Die sind häufig nicht sauber, für Frauen unzumutbar und unhygienisch.

eine öffentliche Toilette in Neu-Delhi, diese ist nur für Männer vorgesehen

Aber das lasse sich ändern, berichtet er zuversichtlich, heute habe er seine Idee der Regierung vorgestellt.. Die Toiletten, so seine Idee, sollten mit einem Coffeeshop versehen werden. Dessen Einnahmen sollten in die Reinigung der Toiletten fließen. So könnten Sie immer sauber gehalten werden. Und wer kein Geld habe für einen Kaffee, könne nach wie vor weiter die Toilette kostenlos benutzen? Nur eine Geschäftsidee oder die Lösung für ein landesweites Problems? Auf jeden Fall nutze der junge Geschäftsmann die Gelegenheit, seine Idee zu streuen.

 

02.10 – Ghandis Geburtstag

Heute ist in Indien Feiertag, dieses Mal ist es kein religiöser, sondern ein politischer: am 2. Oktober1869 wurde Mohandas Karamchand Gandhi in Porbandar im indischen Bundesstaat Gujarat geboren. Der Ehrenname Mahatma“ ( „große Seele“) wurde ihm erst später verliehen.  Gandhi soll über den Ehrentitel nicht glücklich gewesen sein. Bis heute gilt er mit seinem gewaltlosen Kampf gegen die britischen Machthaber, der schließlich Indien die Unabhängigkeit brachte, als „Vater der Nation“.

Ghandis Büste in an vielen Orten zu sehen, hier im Zentrum von Neu Delhi

Heute werde Ghandi vor allem bei vielen jungen Menschen durchaus kritisch gesehen, hatte mir jüngst eine Geschichtsprofessorin erklärt. Viele könnten mit seiner Bedeutung, seinen gewaltfreien Aktionen und seinem Erbe nichtmehr viel anfangen. Es sei leichter eine Statue zu errichten, als über sein Erbe zu sprechen so die Professorin. Tatsächlich gibt es in den meisten Städten Statuen, die an den „Vater der Nation“ erinnern. Auch sind von Ghandi viele Zitate überliefert wie etwa dieses: „Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du.“

Interessant fand ich die Sprüchesammlung am Flughafen in Mumbai. Hier eine Auswahl:

Sanitäre Anlagen sind wichtiger als politische Unabhängigkeit. Ersteres gibt es heute leider noch nicht ausreichend.