„Ist das auch noch Diwalibeleuchtung?“, will ich von meinem Taxifahrer wissen. Ich bin in Mumbai unterwegs. Irgendwie sieht die Beleuchtung etwas anders aus als in Delhi. Überall glitzert, blinkt und leuchtet es in den Farben grün und rot. Auffällig ist auch, dass die Moscheen bunt erleuchtet sind. „Nein, das hat mit Diwali nichts zu tun“, klärt mich der Taxifahrer auf. „Übermorgen feiern wir Moslems Mohammeds Geburtstag, Maulid an-Nabī“, fügt er hinzu. Dann erzählt er weiter wie sehr er sich auf den arbeitsfreien Tag freut, in die Moschee gehen wird und es zuhause gutes Essen geben wird.
Rund 170 Millionen Inder zählen sich zum Islam. Auch wenn sie im Gesamtbild eine religiöse Minderheit sind, in den Städten und auf dem Land sind sie präsent. Hindus, Moslems, Buddhisten, Christen, Sikhs, Jainanhänger, Juden…. wie die vielen unterschiedlichen Religionen in Indien miteinander und nebeneinander leben, lässt mich nach wie vor staunen.
Zwei Tage später bin ich in Goa. Auch hier leben Moslems. Lautstark feiern sie auf der Straße, ziehen mit ihren Autos, bestückt mit leistungsstarken Lautsprechern um die Straßen. Nur nach einiger Zeit fällt auf, es sind nicht so viele wie es scheint, denn der Zug kommt wieder und wieder.
In diesem Jahr fand der Geburtstag des Propheten am 21. November statt.
„Wissen Sie, was das für Waffen sind in diesem Schrank?“ möchte der Touristenführer im Victoria Memorial in Kalkutta wissen. Das Denkmal ist in der ostindischen Metropole eines der meistbesuchten Bauwerke. Es stammt aus der Zeit als die Briten in Indien das Sagen hatten.
„Es sind deutsche Waffen“, erzählt der Museumsführer weiter, wobei er sich im Vorfeld vergewissert hat, ob unter den rund 30 Teilnehmern seiner Tour auch Deutsche sind. „Die Waffen haben unsere indischen Soldaten den Deutschen abgenommen“, fährt er fort mit etwas Stolz in der Stimme. „Indien kämpfte auf Seiten der Briten im Ersten Weltkrieg. Rund 70000 indische Soldaten starben“, so seine Erklärung. Nun ist das Erstaunen in den Gesichtern der Zuhörer groß.
Mehr als 1,3 Millionen Inder soll Großbritannien zum ersten Weltkrieg für seine Armeen rekrutiert haben. Um an sie zu erinnern, ließen die Briten in Neu-Delhi das India Gate errichten. Laut Wikipedia sollen darauf die Namen von 90000 indischen und britischen Soldaten geschrieben sein. Alles Opfer des 1. Weltkriegs.
Eigentlich bräuchte ich an dieser Stelle nicht viel zu sagen, sondern die Bilder für sich sprechen lassen. Nur soviel, ich kann nachvollziehen, warum Mussourie für viele ein beliebtes Reiseziel geworden ist.
Vor fast 200 Jahren wurde der Ort von den Briten als sogenannte Hill Station, als Rückzugsort während der heißen Sommermonate eingerichtet. Knapp 280 Kilometer von Delhi entfernt, liegt die Stadt auf knapp 2000 Höhe, am Rande des Himalayas. Von hier aus hat man nicht nur einen schönes Blick auf einige schneebedeckte Berge, sondern kann sicherlich auch wunderbare Touren unternehmen. Dafür war ich leider zu kurz da. Auch George Everest, der Namensgeber des nach ihm benannten Bergs wohnte in der Nähe der Stadt.
In Mussourie gib es auch viele Schulen. Es soll ein beliebter Ort sein zum Hindilernen.
Heute ist die Stadt ein beliebtes Ausflugsziel für die indische Mittelschicht. Das ist absolut nachvollziehbar und beim Blick auf die Berge habe auch ich einen weiteren Ort auf meiner wish-to-do-Wunschliste.
Schon seit Wochen dreht sich hier alles um Diwali. (Siehe mein Blogeintrag: Indien in Feierlaune). Der Feiertag ist der letzte einer Reihe von Festen, die die Hindus im Herbst feiern. Diwali wird auch als Lichterfest bezeichnet, weil im ganzen Land überall Lichter angezündet werden. In dieser Jahreszeit wird es auch in Indien langsam kälter, da bringen die Lichter und Kerzen etwas Wärme und gute Stimmung.
Zum anderen soll das Fest auch an den Sieg des Lichts über die Dunkelheit erinnern. Selbst die Regierungsgebäude in Delhi werden am Abend in bunte Lichter getaucht.
Dabei hat das Fest in unterschiedlichen Regionen Indiens unterschiedliche Bedeutungen. In Nordindien geht es auf den Gott RAM zurück, der nach einem 14jährigen Asyl in seine Hauptstadt zurückkehrt. Um ihm den Weg zu zeigen sollen Menschen Öllampen entzündet haben.
In Südindien erinnern sich die Menschen zu Diwali an den Gott Krishna, der den Dämon Naraka besiegt und 16000 Frauen befreit haben soll.
Was überall gleich ist, es sind Feiertage, vor allem ein Fest für die Familien und wer kann, besucht seine Angehörigen. Schüler freuen sich über ein paar freie Tage. Viele Familien nutzen die Tage auch für einen Kurzurlaub. Es gibt bestimmte Süßigkeiten und überall im Land werden Feuerwerke gezündet. Punkt acht Uhr am Diwaliabend geht es los, geschossen wird den ganzen Abend über und auch noch am nächsten Tag.
In Delhi führt es unter anderem dazu, dass die eh schon schlechte Luft noch schlechter wird. Seit Wochen werde ich gewarnt, bloß nicht an Diwali in der Hauptstadt zu sein. „Über Diwali solltest du auf keinen Fall in Delhi sein“, So die einhellige Meinung vieler Expats ( Ausländer). Ein bischen erinnert es mich an den Kölner Karneval, wo es auch zwei Möglichkeiten gibt: mitmachen oder fliehen, nur, dass die Auswirkungen hier andere sind.
Auch ich habe Delhi Richtung Himalaya verlassen. Eine gute Entscheidung, wie ich in einem der nächsten Artikel berichten werden.
Am Tag nach Diwali kennt die Presse in Delhi nur ein Thema: durch die vielen Böller ist die Luft in der Stadt noch schlechter geworden und das obwohl nur „grüne Böller“ zugelassen waren. Doch auch mit ihnen lassen sich Feinstaubwerte produzieren, die die für Menschen verträglichen Werte um ein Vielfaches übersteigen.
Eigentlich gehe ich in den Sikhs-Tempel nur, weil er in der Nähe meiner Unterkunft liegt und mir die goldenen Zwiebelkuppeln von weitem aufgefallen waren.
Weltweit zählen laut Wikipedia 25 bis 27 Millionen Menschen zu den Sikhs. Die meisten davon leben im Norden Indiens, im Bundesstaat Punjab. Am auffälligsten sind die Männer zu erkennen, weil sie eine gebundene Kopfbedeckungen, häufig in auffällig bunten Farben, tragen.
Doch was macht diese Religion eigentlich aus?
Schon beim Betreten des Geländes spürt man, hier ist irgendwas anders. Es ist eine angenehme Atmosphäre, die Menschen sind offen, die Frauen selbstbewusster. (Tatsächlich glauben Sikhs an die Gleichheit aller Menschen, ihre Begründer lehnten das Kastenwesen ab). Die Musik aus dem Heiligtum ist auf dem ganzen Gelände zu hören.
Zuerst heißt es, Schuhe ausziehen und Füße waschen. Im Tempelbereich müssen alle barfuß gehen und eine Kopfbedeckung tragen.
Auf den ersten Blick erinnert mich der Besuch des Sikhs-Heiligtum mehr an den einer Moschee als an den eines hinduistischen Tempels. Die Sihks verehren einen gestaltlosen Schöpfergott, der weder Mann noch Frau ist. Es geht nicht um die Einhaltung religiöser Dogmen, sondern darum, religiöse Weisheiten im Alltag umzusetzen. Ingesamt gibt es zehn Gurus, die im 16/17. Jahrhundert lebten und die Glaubensinhalte entwickelten.
Gleich neben dem Heiligtum gibt es ein großes Wasserbecken, auch Sarovar genannt. Der Legende nach soll das Wasser des Brunnens heilende Wirkung haben und wird deshalb von den Sikhs gerne mit nach Hause genommen.
Fast noch beeindruckender als das Heiligtum sind die Räumlichkeiten nebenan. In dieser Großküche wird jeden Tag für 20 000 Pilger gekocht.
Stolz zeigt mir ein Mitarbeiter die Speisevorräte. „Alles Spenden“, erzählt er glücklich.