Hätte ich auf Facebook nicht eine Meldung bekommen, eine mir bekannte Person befindet sich in Sicherheit, ich hätte es wohl auch nur am Rande mitbekommen. Aber jetzt kenne ich Betroffene und die Katastrophe bekommt ein Gesicht. Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 165 Stundenkilometern riss der Zyklon „Titli“ über die Ostküste Indiens. Mindestens 300 000 Menschen im Bundesstaat Odisha wurden am Tag zuvor in Sicherheit gebracht, berichten indische Medien. Mindestens acht Menschen, darunter sechs Fischer starben. Die Küstenwache habe mindestens 30 Menschen gerettet.
Nun ist der Zyklon vorbei, noch viele Straßen stehen unter Wasser, viele Menschen haben das wenige Hab und Gut, das sie hatten, verloren. In deutschen Medien ist darüber nur in wenigen Zeitungen zu lesen. Warum eigentlich nicht? Geht unser Blick derzeit nur in die USA, wo ein Harrikane über Florida wüstet?
Sind tropische Wirbelstürme an der indischen Ozeanküste zu selbstverständlich? Oder Indien zu weit weg? 1999 war ein Zyklon mit bis zu 260 Stundenkilometern über Odisha hinweg gezogen. Damals starben mehr als 10 000 Menschen. Ich hoffe, so was passiert nicht noch einmal.
Delhi ist nicht die einzige Stadt in Indien mit einer muslimischen Bevölkerung. Weltweit gesehen ist Indien das drittgrößte muslimische Land, auch wenn sie innerhalb des Landes mit ungefähr zehn Prozent eine Minderheit darstellen. Doch bevor die Briten Indien regierten, herrschten in Nordindien die Moghulen. Ihre Geschichte hier geht einige Jahrhunderte zurück. Heute sind die Denkmäler über die ganz Stadt verteilt, doch vor allem Dehlis Altstadt erzählt die Geschichte einer anderen Zeit.
Nicht weit davon entfernt erhebt sich die Jama Masjid Moschee, eine der größten in Indien. Leider können wir nicht hinein, weil gerade Gebetszeit ist. Aber drumherum haben sich viele Händler angesiedelt.
Doch unvergesslich, die Fahrt dahin. Denn kaum losgefahren, startete der TukTukfahrer seine Stereoanlage. Auch sonst ist sein „Service“ sehr individuell, wie viele seiner Kollegen fährt auch er ohne zu bremsen und schließlich bringt er uns nicht wie vereinbart zur Moschee, sondern nur in deren Nähe.
Unweit der großen Moschee, das Rote Fort. Bis 1856 war es der Regierungssitz der Moghulen. Von hier aus regierten sie Nordindien. Danach zogen die Briten hier ein. Noch heute wird am Indischen Unabhängigkeitstag hier die Flagge gehisst und Präsident Modi hält auf der Empore seine Rede zur Nation.
Auch zur Zeit der Moghulen wurden die Toten außerhalb der Stadt begraben. So liegt auch Humayuns Mausoleum gut zwei Kilometer von der einstigen Stadtgrenze entfernt. Das Grab des Moghulenherrschers wurde von dessen Frau in Auftrag gegeben und gilt als Vorläuferbau für das berühmte Taj Mahal.
Was mir bislang nicht bewusst war, das Mausoleum liegt unweit eines der Gräber eines der wichtigsten Suffi-Heiligen des indischen Subkontinents, Nizamuddin Auliya. Leider gilt im Schrein Fotografierverbot, aber schon der Weg dahin, ist spannend….
Nachdem meine bisherigen Blogeinträge vor allem meine Reiseerlebnisse widerspiegelten, möchte ich heute damit beginnen, die Fragen, die mir im Vorfeld oder während meiner Reise gestellt werden, zu beantworten. „Gibt es in Indien eigentlich auch so viele Graffitis und Schmierereien an den Hauswänden wie in Deutschland?“, fragte mich jemand im Vorfeld meiner Reise.
Gute Frage. Mir waren bei früheren Reisen nie irgendwelche Graffitis oder Malereien aufgefallen. Aber warum eigentlich nicht? Oder gibt es eine Szene und mir ist sie nur noch nicht begegnet? So habe ich mich auf die Suche gemacht und zunächst einmal die Dinge gesammelt, die mir aufgefallen sind. (Ich habe dabei den Begriff Grafitti etwas weitergefasst… ).
“Das willst du doch nicht etwa fotographieren wollen. Das ist doch nicht schön“, schimpft meine indische Kollegin. Wir sind unterwegs im Bundesstaat Maharashtra, drei Autostunden von Pune entfernt. Hier mitten in dieser gebirgigen Landschaft haben zwei Liebende ihr Glück verewigt. Etwas auffällig ist es, weil ich so was in Indien noch nicht gesehen habe. Wäre doch spannend zu erfahren, welche Geschichte verbirgt sich hinter den Buchstaben? Ich werde es wohl nie erfahren. Nur was ich erfahre ist, meine indische Begleitung findet die Malereien „eine Schande“. Tatsächlich habe ich bisher wenig Gemaltes an Häuserwänden entdeckt. Manchmal sind die Mauern entlang eines Gehwegs bemalt. Das sieht dann meist sehr ordentlich aus. Die Auftraggeber lassen sich die Zeichnungen meist viel Geld kosten, lasse ich mir sagen.
Interessanterweise gibt es in den Resettlementgebieten von Chennai, in den Häuserblocks, wo Menschen aus den Slums zwangsumgesiedelt wurden, etliche bunte Wände. Meist sind Botschaften damit verbunden:
Sucht man im Internet nach Graffitis in Indien, stößt man schnell auf eine zentrale Frage: sind Graffitis eigentlich legal? Ja, sind sie, heißt es da, immerhin habe es sie schon vor Zeiten geben, allerdings wie in vielen Ländern, sei es in Indien auch nur mit Einverständnis des Eigentümers erlaubt, Wände zu bemalen. Dafür sei es in Indien viel einfacher, Besitzer zu finden, die bereit sind, dass „Künstler“ ihre Wände dekorieren. Die Herausforderung bestünde vor allem darin, den Eigentümer vom eigenen Können zu überzeugen. Immer wieder reisen auch westliche Graffitikünstler mit ihren Farben im Gepäck nach Indien, um mit ihrer Kunst die Städte zu verschönern. Nur sollten sie beachten, ist im Netz zu lesen, dass der indische Monsunregen schnell auch mal ein Kunstwerk wieder wegwasche. In Großstädten wie Delhi oder Mumbai haben sich inzwischen Künstlerkolonien entwickelt. Die zu besuchen, könnte eine neue Geschichte werden.
“Warum werden Indiens Frauen eigentlich so unterdrückt?“ Das ist bislang die häufigste Frage, die mir für meinen Blog gestellt wurde und ich werde zu einem späteren Zeitpunkt noch ausführlicher darauf eingehen. Versprochen! Heute möchte ich das Thema von einem anderen Blickwinkel beleuchten: viele Berufe, die in Deutschland klar Frauenjobs sind, werden hier von Männern wahrgenommen, was ich ganz komisch finde.
Nie werde ich vergessen, wie ich bei einer früheren Indienreise in Chennai in ein renommiertes Bekleidungsgeschäft für Stoffe und Saris ging und gleich drei Männer versuchten, mich zu bedienen. Keine Frau weit und breit. Nicht dass Männer keine guten Verkäufer wären, aber es ist einfach ungwohnt, wenn ein Mann vor der Kabine steht und fragt: „Und passt es?“, während die anwesend Frauen (falls es welche gibt) sich verdrückten, manchmal auch, weil sie sich nicht getrauen, englisch zu sprechen.
Wenn ich auf Reisen bin, gehe ich gerne mal in einen Schönheitssalon. Denn egal wo auf der Welt es ist, schön auszusehen, ist nunmal ein Grundbedürfnis des weiblichen Geschlechts (und auch mancher Männer ). Ich finde Schönheitssalons sagen was über die Kultur des Landes. In den USA etwa sind es meist die Einwanderinnen aus spanischsprachigen Ländern, die Pediküre, Maniküre oder doch eine Massage anbieten. Dafür ist die Auswahl an Nagellack immens.
In Ägypten ist der Schönheitssalon klar Frauensache. Hier wird geklatscht und getratscht, hier kann Frau sich zeigen, ohne Schleier und Kopftuch versteht sich. Und in Indien?
Seit Wochen laufe ich in Treckingsandalen durch die staubigen Straßen, nun könnten meine Füße eine Pflege vertragen. Also melde ich mich im Hotel zur Pediküre an. Drei Frauen warten am Eingang, dann werde ich in den Behandlungsraum geführt. Doch die Behandlung wird ihr männlicher Kollege Manjo durchführen, während die Frauen kichernd und lachend im Nachbarraum verschwinden. Erst als er fertig ist, kommen sie zurück.
Eigentlich sollte der gestrige Abend ein netter Abend anlässlich des „Tag der deutschen Einheit“ werden. Der Abend war auch schön, zweifelsohne. Der deutsche Botschafter hatte in den Garten seiner Residenz eingeladen. Mehrere hundert Menschen waren der Einladung gefolgt. Es gab deutsches Essen, Wein, Bier und Kölsch, denn in diesem Jahr war das Nordrhein-Westfalien Mitausrichter der Festlichkeit.
Nicht nur für die Diplomaten der deutschen Botschaft, auch für viele Deutsche, die in Delhi leben, ist das Botschaftsfest ein wichtiger Termin. Hier trifft man sich, tauscht sich aus, schafft neue Kontakte, lernt sich kennen. Zum Auftakt singt ein Chor die indische und die deutsche Nationalhymne, was ich sehr bewegend finde.
Unter den vielen Visitenkarten, die ich an diesem Abend nach Hause nehme, ist auch die eines indischen Jungunternehmers. Ja, Indien habe ein Problem mit seinen öffentlichen Toiletten, erzählt er. (In einem früheren Blogeintrag) hatte ich darüber berichtet. Viele Menschen müssen öffentliche Toiletten benutzen. Die sind häufig nicht sauber, für Frauen unzumutbar und unhygienisch.
Aber das lasse sich ändern, berichtet er zuversichtlich, heute habe er seine Idee der Regierung vorgestellt.. Die Toiletten, so seine Idee, sollten mit einem Coffeeshop versehen werden. Dessen Einnahmen sollten in die Reinigung der Toiletten fließen. So könnten Sie immer sauber gehalten werden. Und wer kein Geld habe für einen Kaffee, könne nach wie vor weiter die Toilette kostenlos benutzen? Nur eine Geschäftsidee oder die Lösung für ein landesweites Problems? Auf jeden Fall nutze der junge Geschäftsmann die Gelegenheit, seine Idee zu streuen.