Campusleben: Gaststudentin an Indiens Eliteschmiede

Die Symbiosis International University, eine private Universität, ist besonders stolz auf ihre internationale Ausrichtung. Heute möchte ich ein bischen von meinem indischen „Studenten“-Alltag erzählen. Eine Woche lang waren wir im Rahmen unseres Programms an der „Symbiosis International University“ in Pune, einer der renommiertesten Privatunis des Landes. Eigenen Angaben zufolge rangiert die Universität in vielen Disziplinen unter den Top 10. Überprüfen kann ich das nicht, aber wenn man sich den Campus anschaut, mit den Studierenden spricht und etwas Hintergründe über das indische Bildungwesen erfährt, kann man sich denken, wie priviligiert die Studierenden hier sind. Dafür zahlen sie auch einen hohen Preis.  Etliche tausend Euro betragen die Studiengebühren, viel Geld in einem Land, wo der Durchschnittsverdienst bei rund 1000 Euro liegt (in Deutschland: € 30000).

Dafür bietet das Campusleben viel Komfort.

In der Ferne die Stadt. Die Abgeschiedenheit hat auch Vorteile: viel Ruhe, gute Luft, wenig Ablenkung
Die Bushaltestelle, die Verbindung zur Stadt
Bei uns besonders beliebt: das Schwimmbad
Der Sportkomplex
Die Kantine
Ganz modern: überall stehen Leihfahrräder auf dem Campus
Hat mich sehr beeindruckt: bunte Saris als Arbeitskleidung für die Reinigungskräfte
Überall bunte Abfalleimer
Studententreffpunkt: der Platz vor der Kantine
Außergewöhnlich: zum Unigelände gehört auch ein Hubschrauberlandeplatz
Gäste der Uni werden mit dem Golfwagen gefahren

Wir bekommen in der einen Woche viele interessante Vorträge mit Professoren der unterschiedlichsten Fachbereiche und besuchen eine internationale Medienkonferenz. Was für ein Privileg, in einem Land, in dem Zugang zu guter Bildung  zu den größten nationalen Herausforderungen zählt. Nur rund jeder vierte Schüler erreicht ein Schulniveau, das ihm den Besuch eines weiterführenden College ermöglicht. Es gibt zwar staatliche Schulen, aber Lehrer sind schlecht bezahlt und ihr Gehalt hängt von der Zahl ihrer Schüler ab, so lerne ich. Vor allem auf dem Land sei die Situation problematisch. Viele Kinder werden von ihren Eltern nur zur Schule geschickt, weil es dort gutes Essen gäbe, erzählt uns Dr. Vidya Yeravdekar, deren Vater selbst Lehrer war und die Symbiosis-Universität gegründet hat. Vor allem Mädchen werden häufig viel zu früh von der Schule genommen, um zu arbeiten oder zu heiraten. Vor allem in den nördlichen Bundesstaaten sei dies ein großes Problem. In der Bildung gäbe es ein Nord-Südgefälle, lerne ich. Hilfe zur Selbsthilfe beginne damit, den Eltern klar zu machen, wie wichtig es ist, ihre Mädchen zur Schule zu schicken. „Empower the girls, empower the family“, so Yeravdekar. Leider sei Bildung nur bei den wenigsten Politikern auf der Agenda, so die Schulleiterin.

Wie verscheucht man indische Straßenhunde?

Straßenhunde gibt es in Indien überall und unzählige. Für einen Nicht-Hundeliebhaber wie mich zu viele. Das Gute an ihnen: die meisten sind friedlich, bellen kaum. Ja zugegeben, manche sind ganz herzig.

Straßenhund in Pundycherry

Nicht so die Hunde auf dem Unicampus in Pune. Eigentlich will ich an diesem Morgen nur kurz Schwimmen gehen. Vom Gästehaus zum Bad sind es 10 Minuten Fußweg. Kaum habe ich das Haus verlassen, kommen zwei streunende Vierbeiner daher. Am Morgen hatten sie schon vor unserem Fenster getobt. Nun kommen sie mir bedenklich nahe. Das mag ich gar nicht. „Geht weg“, rufe ich und mache eine ausschweifende Handbewegung. Kurz entfernen sich die beiden knurrend, um gleich wieder meine Nähe zu suchen. Das kann ja heiter werden bis ich beim Schwimmbad ankomme, denke ich. In dem Moment kommt ein Mofafahrer den Berg hoch. Schon von weitem scheint er mein Dilemma zu verstehen. Er hält an, macht eine ausschweifende Handbewegung. Sofort reagieren die Hunde, suchen das Weite. Sie sind weg, freudestrahlend nickt mir der Inder zu. Aha, so muss man es also machen, denke ich und gehe weiter. Wie lange wird es dauern bis die Hunde wiederkommen? Kaum ist der Mann weg, sind die Hunde wieder im Anmarsch. In einiger Entfernung kommen mir vier Frauen entgegen. Noch ehe sie bei mir sind, fuchtelt eine mit einem Stock durch die Luft, streckt ihn mir entgegen und gibt mir zu erkennen, ich solle ihn nehmen. Und was sage ich zu den Hunden, versuche ich auf englisch zu erfragen, wohlwissend, dsss sie es möglicherweise nicht versteht. „Ha,Ha“, entgegnet sie mir mehrfach, während ich versuche ihr langes a und das gehauchte H zu wiederholen. Als ich den Weg fortsetze sind die Hunde weg, dafür höre ich die Frauen lachend kichern und tuscheln. Wahrscheinlich amüsieren sie sich gerade über die westliche Frau, die zwar alleine nach Indien reisen kann, aber nicht weiß, wie man hier die Hunde verscheucht.

Als ich später meinen indischen Kollegen davon erzähle, können auch Sie Ihr Schmunzeln nicht verbergen. Die Frauen haben dich nicht verstanden. „Wenn du einen Hund verscheuchen willst, tut du am besten so, als ob du einen Stein aufhebst. Das verstehen unsere Hunde. Oder du sagt ‚sche, sche‘, aber ‚ha,ha‘ heißt nur ‚ja,ja‘“.