Eigentlich bräuchte ich an dieser Stelle nicht viel zu sagen, sondern die Bilder für sich sprechen lassen. Nur soviel, ich kann nachvollziehen, warum Mussourie für viele ein beliebtes Reiseziel geworden ist.
Vor fast 200 Jahren wurde der Ort von den Briten als sogenannte Hill Station, als Rückzugsort während der heißen Sommermonate eingerichtet. Knapp 280 Kilometer von Delhi entfernt, liegt die Stadt auf knapp 2000 Höhe, am Rande des Himalayas. Von hier aus hat man nicht nur einen schönes Blick auf einige schneebedeckte Berge, sondern kann sicherlich auch wunderbare Touren unternehmen. Dafür war ich leider zu kurz da. Auch George Everest, der Namensgeber des nach ihm benannten Bergs wohnte in der Nähe der Stadt.
In Mussourie gib es auch viele Schulen. Es soll ein beliebter Ort sein zum Hindilernen.
Heute ist die Stadt ein beliebtes Ausflugsziel für die indische Mittelschicht. Das ist absolut nachvollziehbar und beim Blick auf die Berge habe auch ich einen weiteren Ort auf meiner wish-to-do-Wunschliste.
Eigentlich gehe ich in den Sikhs-Tempel nur, weil er in der Nähe meiner Unterkunft liegt und mir die goldenen Zwiebelkuppeln von weitem aufgefallen waren.
Weltweit zählen laut Wikipedia 25 bis 27 Millionen Menschen zu den Sikhs. Die meisten davon leben im Norden Indiens, im Bundesstaat Punjab. Am auffälligsten sind die Männer zu erkennen, weil sie eine gebundene Kopfbedeckungen, häufig in auffällig bunten Farben, tragen.
Doch was macht diese Religion eigentlich aus?
Schon beim Betreten des Geländes spürt man, hier ist irgendwas anders. Es ist eine angenehme Atmosphäre, die Menschen sind offen, die Frauen selbstbewusster. (Tatsächlich glauben Sikhs an die Gleichheit aller Menschen, ihre Begründer lehnten das Kastenwesen ab). Die Musik aus dem Heiligtum ist auf dem ganzen Gelände zu hören.
Zuerst heißt es, Schuhe ausziehen und Füße waschen. Im Tempelbereich müssen alle barfuß gehen und eine Kopfbedeckung tragen.
Auf den ersten Blick erinnert mich der Besuch des Sikhs-Heiligtum mehr an den einer Moschee als an den eines hinduistischen Tempels. Die Sihks verehren einen gestaltlosen Schöpfergott, der weder Mann noch Frau ist. Es geht nicht um die Einhaltung religiöser Dogmen, sondern darum, religiöse Weisheiten im Alltag umzusetzen. Ingesamt gibt es zehn Gurus, die im 16/17. Jahrhundert lebten und die Glaubensinhalte entwickelten.
Gleich neben dem Heiligtum gibt es ein großes Wasserbecken, auch Sarovar genannt. Der Legende nach soll das Wasser des Brunnens heilende Wirkung haben und wird deshalb von den Sikhs gerne mit nach Hause genommen.
Fast noch beeindruckender als das Heiligtum sind die Räumlichkeiten nebenan. In dieser Großküche wird jeden Tag für 20 000 Pilger gekocht.
Stolz zeigt mir ein Mitarbeiter die Speisevorräte. „Alles Spenden“, erzählt er glücklich.
Eigentlich war ich „nur“ zu einem Interview im Lodhi Garten in Delhi verabredet. Eine Gruppe Frauen wollten sich hier anonym treffen und sich über ihre #metoo-Erfahrungen austauschen. Seitdem vor zwei Wochen eine Bollywoodschauspielerin in Mumbai an die Öffentlichkeit gegangen ist, kochen in Indien die Emotionen hoch. Auch ein Minister musste seinen Hut nehmen. Die Bewegung habe es schon länger gegeben, aber erst jetzt gewinne sie an gesellschaftlicher Relevanz, so meine Gesprächspartnerin. Wie lange, wird wohl auch davon abhängen, ob es die Metoo-Aktivistinnen schaffen, ihre Debatte aus den sozialen Medien und Zeitungen heraus, in den Arbeitsalltag und die Gesellschaft zu tragen.
Dabei ist dieser Park viel zu schön, um über die schweren Dinge des Lebens nachzudenken. Im Zentrum des 360 000 Quadratmeter großen Parks befinden sich einige Mausuleen aus dem 15. und 16.Jahrhundert. Die vielen Grünflächen und Bäume bieten viel Platz zum Picknicken, Spielen, Genießen. Viele junge Pääarchen treffen sich hier, genießen Ihre Zweisamkeit. Viele kommen hierher, um ihre Fotos machen zu lassen. Auch viele Familienclans sind hier, um zu picknicken und zeigen auch ein Stück heile Welt. In einem Land, in dem arrangierte Ehen noch an der Tagesordnung sind, zunehmend Paare sich trennen ( auch wenn Indiens Scheidungsrate mit 13 Prozent (Stand 2015) scheint der Park zumindest für ein paar Stunden die Wirklichkeit vergessen lassen. Keine Bettler, keine Kinder in Lumpenkleidern. Hier zeigt sich Indien von seiner besten Seite.
Delhi ist nicht die einzige Stadt in Indien mit einer muslimischen Bevölkerung. Weltweit gesehen ist Indien das drittgrößte muslimische Land, auch wenn sie innerhalb des Landes mit ungefähr zehn Prozent eine Minderheit darstellen. Doch bevor die Briten Indien regierten, herrschten in Nordindien die Moghulen. Ihre Geschichte hier geht einige Jahrhunderte zurück. Heute sind die Denkmäler über die ganz Stadt verteilt, doch vor allem Dehlis Altstadt erzählt die Geschichte einer anderen Zeit.
Nicht weit davon entfernt erhebt sich die Jama Masjid Moschee, eine der größten in Indien. Leider können wir nicht hinein, weil gerade Gebetszeit ist. Aber drumherum haben sich viele Händler angesiedelt.
Doch unvergesslich, die Fahrt dahin. Denn kaum losgefahren, startete der TukTukfahrer seine Stereoanlage. Auch sonst ist sein „Service“ sehr individuell, wie viele seiner Kollegen fährt auch er ohne zu bremsen und schließlich bringt er uns nicht wie vereinbart zur Moschee, sondern nur in deren Nähe.
Unweit der großen Moschee, das Rote Fort. Bis 1856 war es der Regierungssitz der Moghulen. Von hier aus regierten sie Nordindien. Danach zogen die Briten hier ein. Noch heute wird am Indischen Unabhängigkeitstag hier die Flagge gehisst und Präsident Modi hält auf der Empore seine Rede zur Nation.
Auch zur Zeit der Moghulen wurden die Toten außerhalb der Stadt begraben. So liegt auch Humayuns Mausoleum gut zwei Kilometer von der einstigen Stadtgrenze entfernt. Das Grab des Moghulenherrschers wurde von dessen Frau in Auftrag gegeben und gilt als Vorläuferbau für das berühmte Taj Mahal.
Was mir bislang nicht bewusst war, das Mausoleum liegt unweit eines der Gräber eines der wichtigsten Suffi-Heiligen des indischen Subkontinents, Nizamuddin Auliya. Leider gilt im Schrein Fotografierverbot, aber schon der Weg dahin, ist spannend….