Happy Birthday Mohammed!

Keine Diwalibeleuchtung, sondern Geburtstagskerzen

„Ist das auch noch Diwalibeleuchtung?“, will ich von meinem Taxifahrer wissen. Ich bin in Mumbai unterwegs. Irgendwie sieht die Beleuchtung etwas anders aus als in Delhi.  Überall glitzert, blinkt und leuchtet es in den Farben grün und rot. Auffällig ist auch, dass die Moscheen bunt erleuchtet sind. „Nein, das hat mit Diwali nichts zu tun“, klärt mich der Taxifahrer auf. „Übermorgen feiern wir Moslems Mohammeds Geburtstag, Maulid an-Nabī“, fügt er hinzu. Dann erzählt er weiter wie sehr er sich auf den arbeitsfreien Tag freut, in die Moschee gehen wird und es zuhause gutes Essen geben wird.

Rund 170 Millionen Inder zählen sich zum Islam. Auch wenn sie im Gesamtbild eine religiöse Minderheit sind, in den Städten und auf dem Land sind sie präsent. Hindus, Moslems, Buddhisten, Christen, Sikhs, Jainanhänger, Juden…. wie die vielen unterschiedlichen Religionen in Indien miteinander und nebeneinander leben, lässt mich nach wie vor staunen.

Zwei Tage später bin ich in Goa. Auch hier leben Moslems. Lautstark feiern sie auf der Straße, ziehen mit ihren Autos, bestückt mit leistungsstarken Lautsprechern um die Straßen. Nur nach einiger Zeit fällt auf, es sind nicht so viele wie es scheint, denn der Zug kommt wieder und wieder.

In Goa
Fast keine Sicht für den Fahrer…
Es sind vor allem viele junge Leute…
… die mit ihren Autos durch die Straßen ziehen.

In diesem Jahr fand der Geburtstag des Propheten am 21. November statt.

 

Zu Besuch bei den Sikhs

Eigentlich gehe ich in den Sikhs-Tempel nur, weil er in der Nähe meiner Unterkunft liegt und mir die goldenen Zwiebelkuppeln von weitem aufgefallen waren.

Der Gurudwara Bangla Sahib im Herzen von Delhi, einer von mehreren Heiligtümern der Sikhs in Delhi.
Besonders auffällig: die goldenen Kuppeln. Sie erinnern mich an orthodoxe Kirchen.

Weltweit zählen laut Wikipedia  25 bis 27 Millionen Menschen zu den Sikhs. Die meisten davon leben im Norden Indiens, im Bundesstaat Punjab. Am auffälligsten sind die Männer zu erkennen, weil sie eine gebundene Kopfbedeckungen, häufig in auffällig bunten Farben, tragen.

Sikhs-Männer tragen immer einen Turban auf dem Kopf, meistens auch sehr bunt.

Doch was macht diese Religion eigentlich aus?

Schon beim Betreten des Geländes spürt man, hier ist irgendwas anders. Es ist eine angenehme Atmosphäre, die Menschen sind offen, die Frauen selbstbewusster. (Tatsächlich glauben Sikhs an die Gleichheit aller Menschen, ihre Begründer lehnten das Kastenwesen ab). Die Musik aus dem Heiligtum ist auf dem ganzen Gelände zu hören.

Zuerst heißt es, Schuhe ausziehen und Füße waschen. Im Tempelbereich müssen alle barfuß gehen und eine Kopfbedeckung tragen.

Auch außerhalb des Heiligtums sitzen viele und halten ihre Andacht. Die Musik von drinnen ist auch draußen zu hören. Innen dürfen leider keine Fotos gemacht werden.
Diese Pilgerinnen kommen aus dem Bundesstaat Punjab. Sie möchten sich unbedingt mit mir fotographieren lassen. Auffällig sie tragen Kleider, keinen Sari, keine Kurti (langes Oberteil). Außerdem weisen sie mich darauf hin, unbedingt meinen Schal über den Kopf zu tragen und mir eine Opfergabe zu besorgen.
Hier gibt es für 20 Rupies eine Opfergabe zu kaufen, was das genau ist, habe ich nicht gesehen.

Auf den ersten Blick erinnert mich der Besuch des Sikhs-Heiligtum mehr an den einer Moschee als an den eines hinduistischen Tempels.  Die Sihks verehren einen gestaltlosen Schöpfergott, der weder Mann noch Frau ist. Es geht nicht um die Einhaltung religiöser Dogmen, sondern darum, religiöse Weisheiten im Alltag umzusetzen.  Ingesamt gibt es zehn Gurus, die im 16/17. Jahrhundert lebten und die Glaubensinhalte entwickelten.

Gleich neben dem Heiligtum gibt es ein großes Wasserbecken, auch Sarovar genannt. Der Legende nach soll das Wasser des Brunnens heilende Wirkung haben und wird deshalb von den Sikhs gerne mit nach Hause genommen.

Eine schöne Geste: Pilger bekommen Wasser gereicht.

Fast noch beeindruckender als das Heiligtum sind die Räumlichkeiten nebenan. In dieser Großküche wird jeden Tag für 20 000 Pilger gekocht.

Hier kochen viele Ehrenamtliche für die Pilger.
Gemeinschaftsarbeit: Teig zubereiten und auswellen für die indischen Fladenbrote.
Massenproduktion: Fladenbrote
Speisekammer: Essensvorräte

Stolz zeigt mir ein Mitarbeiter die Speisevorräte. „Alles Spenden“, erzählt er glücklich.

Auf den Spuren der Moghulen durch Delhi

Delhi ist nicht die einzige Stadt in Indien mit einer muslimischen Bevölkerung. Weltweit gesehen ist Indien das drittgrößte muslimische Land, auch wenn sie innerhalb des Landes mit ungefähr zehn Prozent eine Minderheit darstellen. Doch bevor die Briten Indien regierten, herrschten in Nordindien die  Moghulen. Ihre Geschichte hier geht einige Jahrhunderte zurück. Heute sind die Denkmäler über die ganz Stadt verteilt, doch vor allem Dehlis Altstadt erzählt die Geschichte einer anderen Zeit.

Früher markierte dieses Tor die südliche Stadtgrenze

Nicht weit davon entfernt erhebt sich die Jama Masjid Moschee, eine der größten in Indien. Leider können wir nicht hinein, weil gerade Gebetszeit ist. Aber drumherum haben sich viele Händler angesiedelt.

Die Jama Masjid Moschee, eine der größten des Landes
Vor der Moschee werden auch religiöse Utensilien verkauft.
Der Weg zur Moschee

Doch unvergesslich, die Fahrt dahin. Denn kaum losgefahren, startete der TukTukfahrer seine Stereoanlage. Auch sonst ist sein „Service“ sehr individuell, wie viele seiner Kollegen fährt auch er ohne zu bremsen und schließlich bringt er uns nicht wie vereinbart zur Moschee, sondern nur in deren Nähe.

Unweit der großen Moschee, das Rote Fort. Bis 1856 war es der Regierungssitz der Moghulen. Von hier aus regierten sie Nordindien. Danach zogen die Briten hier ein. Noch heute wird am Indischen Unabhängigkeitstag hier die Flagge gehisst und Präsident Modi hält auf der Empore seine Rede zur Nation.

Das Rote Fort, heute UNESCO-Weltkulturerbe

Auch zur Zeit der Moghulen wurden die Toten außerhalb der Stadt begraben. So liegt auch Humayuns Mausoleum gut zwei Kilometer von der einstigen Stadtgrenze entfernt.  Das Grab des Moghulenherrschers  wurde von dessen Frau in Auftrag gegeben und gilt als Vorläuferbau für das berühmte Taj Mahal.

Das Humayun-Mausoleum wurde 1562 erbaut und die letzten Jahre mit finanzieller Unterstützung des Aga Khan-Kulturtrusts restauriert.

Was mir bislang nicht bewusst war, das Mausoleum liegt unweit eines der Gräber eines der wichtigsten Suffi-Heiligen des indischen Subkontinents, Nizamuddin Auliya. Leider gilt im Schrein Fotografierverbot, aber schon der Weg dahin, ist spannend….

Hazrat Nizamuddin, eine der ältesten Viertel Delhis
mitten im Wohngebiet
die Suffigräber, die mit finanzieller Unterstützung Deutschlands renoviert wurden
In den engen Gassen zum Schrein geht es eng zu.