Als ich vor ein paar Tagen meine neue Unterkunft im Hauptgeschäftsviertel der indischen Hauptstadt Neu Delhis bezog, musste ich noch über das Hinweisschild, die Balkontür wegen der Affen nicht unbeaufsichtigt geöffnet zu lassen, schmunzeln. (Immerhin es gibt einen Balkon).
Dass es in Delhi Affen gibt, wusste ich, aber irgendwie hatte ich es verdrängt – bis heute. Alles begann damit, dass ich unter einem großen Baum entlangging als kurz vor mir etwas von oben kam. Ein Teil davon landete auf meiner Hose. Vogelschiss war mein erster Gedanke, aber es sah mehr nach angeknabberten Nüssen aus. Auch mein Blick nach oben, brachte mich nicht weiter…
Wahrscheinlich hätte ich den Vorfall vergessen, wenn ich nicht am Nachmittag am selben Baum wieder vorbeigekommen wäre. Dieses Mal kam nichts von oben, sondern ehe ich mich versehen konnte, rannte eine ganze Affenbande (Herde) an mir vorbei, um sich dann an der angrenzenden Hofeinfahrt niederzulassen. Die Wärter schauten zu. Waren Affen nicht gefährlich, kam es mir in den Sinn. Jedenfalls erinnerte ich mich an Warnungen, ihnen nicht zu nahe zu kommen. Doch ich hatte gar keine Chance. Ich musste an ihnen vorbei und sie schien meine Anwesenheit nicht zu kümmern. Warum auch? Sie waren so viele.
Das Problem hat viele Ursachen. Je mehr die Metropole Delhi wächst, desto weniger Wälder gibt es. Den Primaten wird der Lebensraum knapper. Anfangs waren gläubige Hindus begeistert, die Tiere in der Stadt zu sehen, heißt es. Die Tiere gelten als Offenbarung des Affengottes Hanuman. Ende der 90er Jahre fing die Affenpopulation an, aggressiv zu werden. 2005 wurden zwei Lastwagen voll Affen in einen anderen Bundesstaat gebracht. Aber keiner möchte nun die Affen mehr. Denn überall gibt es ähnliche Probleme. 2007 wurde im Süden Delhis ein Naturschutzgebiet für die Tiere geschaffen, nachdem der Bürgermeister der Stadt durch eine Affen-Attacke von seinem Balkon gestürzt und tödlich verunglückt war. Doch der Plan ging nicht auf. Es fehlt an Personal, das sich um die Affen, deren Umsiedlung und Pflege kümmert. Solange plündern die Affen wohl weiter, erschrecken Einheimische und Touristen und Journalisten werden wieder eine Geschichte zu berichten haben…