60 Prozent der Menschen in Mumbai leben in Slums. In einer dreistündigen Tour bietet die Organisation „Reality Tour & Travel“ Führungen durch einen der größten der Stadt, den Dharavi Slum, an. Schätzungsweise eine Million Menschen leben hier auf zwei Qadratkilometer Fläche dicht gedrängt. Bekannt wurden Mumbais Slums 2008 durch den Film „Slumdog Millionaire“. Hier einige meiner Eindrücke.
Jaana Poojari war 15 Jahre alt als er nach Mumbai kam. Der Bauernjunge aus Südindien hatte Träume, große Träume. So wie Millionen anderer, die der große Traum vom Leben in die Millionenstadt treibt. Heute 13 Jahre später lebt er in einem der größten Slums Mumbais und führt Touristen durch die engen Gassen.
„Ein Slum ist nichts anderes als Häuser, die auf Land gebaut wurde, das eigentlich dem Staat gehört“, so der Touristenführer. Mit dem Wort Slum habe ich bisher andere Begriffe verbunden: Armut, Hunger, ungesunde Lebensbedingungen und Arbeitslosigkeit. Mit einigen dieser Vorstellungen westlicher Touristen will Jaana aufräumen und zeigt uns, womit Menschen im Slum ihren Lebensunterhalt verdienen. In einer Straße wird Plastikabfall sortiert, kleingeschreddert und dann in Form von kleinen Pellets weiterverkauft. In einer anderen Straße sind die Gerber ansässig. Das Leder wird zu Taschen, Geldbörsen und Gürteln verarbeitet und dann in einem Shop an die Touristen verkauft. Die Menschen hier verdienen gutes Geld, will der 28jährige beim Gang durch die schmalen Gassen und vermüllten Wegen überzeugen. „Wer hier lebt, gehört zur Mittelklasse“, ist er überzeugt. Für deutsche Ohren ist das schwer nachvollziehbar. Auch dass angeblich 40 Prozent von Mumbai Polizisten im Slum leben, was diesen besonders sicher mache. Nur ein Problem lasse sich schwer lösen, so Jaana, die sanitären Verhältnisse.
Tatsächlich haben die wenigsten Häuser eigene Badezimmer. So müssen die Menschen die öffentlichen Toiletten benutzen. Der Wunsch nach bessere sanitären Einrichtungen sei einer der wenigen Gründe, warum junge Leute bereit wären, den Slum zu verlassen und in einer der von der Stadt bereitgestellten Hochhäuser umzuziehen, so Jaana. Tatsächlich will die Stadt allen Slumbewohnern, die vor der Jahrtausendwende bereits im Slum registriert waren, anderen Wohnraum zur Verfügung stellen. Was sich zunächst gut anhört, wurde in anderen indischen Städten wie etwa Chennai zum Desaster. Nach der Umsiedlung müssen die Slumbewohner zum Teil wesentlich längere Strecken zu ihren Arbeitsplätzen zurücklegen. Für viele Slumbewohner ein Preis, den sie nicht zahlen wollen.
Zum Schluß zeigt uns Jaana noch eine typische Slumwohnung. Vier Personen teilen sich einen zirka fünf Quadratmeter großen Wohnraum. Die Decke ist abgehängt, so dass noch Platz zum Schlafen geschaffen wurde. In einer Ecke sind zwei Gasplatten, daneben eine Spüle, darüber ein Regal mit Gewürzen. An der Wand hängt ein Flachbildschirm, darüber ein Regal mit Fotos. Daneben hängt eine Art Schrein als Altar. „Der darf nicht fehlen. Jede Familie hat ihren eigen Gott“, erzählt unser Slumführer. Vier Personen auf so engem Raum, in Deutschland wäre das kaum vorstellbar!!!
Nach 13 Jahren in Mumbai hat Slumführer Jaana inzwischen neue Träume. Er möchte wieder in seine Heimat zurückkehren, aufs Land zu seiner Familie und in die Fußstapfen seiner Vaters treten. In Mumbai zu leben, koste seinen Preis, meint er. Die schlechte Luft, der dichte Verkehr und der wenige Platz mache das Leben in der Stadt manchmal ganz schön anstrengend.
Leider war es verboten, während der Tour Fotos zu machen. Die gezeigten Bilder sind alle außerhalb des Dharavi Slums aufgenommen. Lediglich das nachfolgende wurde vom Veranstalter der Tour zur Verfügung gestellt.
Danke für deine Eindrücke und dein teilen. Heavenly Blessings for you.
Danke für dein Feedback.
Liebe Iris
das ist ja sehr spannend danke!
Claudia