Wie verscheucht man indische Straßenhunde?

Straßenhunde gibt es in Indien überall und unzählige. Für einen Nicht-Hundeliebhaber wie mich zu viele. Das Gute an ihnen: die meisten sind friedlich, bellen kaum. Ja zugegeben, manche sind ganz herzig.

Straßenhund in Pundycherry

Nicht so die Hunde auf dem Unicampus in Pune. Eigentlich will ich an diesem Morgen nur kurz Schwimmen gehen. Vom Gästehaus zum Bad sind es 10 Minuten Fußweg. Kaum habe ich das Haus verlassen, kommen zwei streunende Vierbeiner daher. Am Morgen hatten sie schon vor unserem Fenster getobt. Nun kommen sie mir bedenklich nahe. Das mag ich gar nicht. „Geht weg“, rufe ich und mache eine ausschweifende Handbewegung. Kurz entfernen sich die beiden knurrend, um gleich wieder meine Nähe zu suchen. Das kann ja heiter werden bis ich beim Schwimmbad ankomme, denke ich. In dem Moment kommt ein Mofafahrer den Berg hoch. Schon von weitem scheint er mein Dilemma zu verstehen. Er hält an, macht eine ausschweifende Handbewegung. Sofort reagieren die Hunde, suchen das Weite. Sie sind weg, freudestrahlend nickt mir der Inder zu. Aha, so muss man es also machen, denke ich und gehe weiter. Wie lange wird es dauern bis die Hunde wiederkommen? Kaum ist der Mann weg, sind die Hunde wieder im Anmarsch. In einiger Entfernung kommen mir vier Frauen entgegen. Noch ehe sie bei mir sind, fuchtelt eine mit einem Stock durch die Luft, streckt ihn mir entgegen und gibt mir zu erkennen, ich solle ihn nehmen. Und was sage ich zu den Hunden, versuche ich auf englisch zu erfragen, wohlwissend, dsss sie es möglicherweise nicht versteht. „Ha,Ha“, entgegnet sie mir mehrfach, während ich versuche ihr langes a und das gehauchte H zu wiederholen. Als ich den Weg fortsetze sind die Hunde weg, dafür höre ich die Frauen lachend kichern und tuscheln. Wahrscheinlich amüsieren sie sich gerade über die westliche Frau, die zwar alleine nach Indien reisen kann, aber nicht weiß, wie man hier die Hunde verscheucht.

Als ich später meinen indischen Kollegen davon erzähle, können auch Sie Ihr Schmunzeln nicht verbergen. Die Frauen haben dich nicht verstanden. „Wenn du einen Hund verscheuchen willst, tut du am besten so, als ob du einen Stein aufhebst. Das verstehen unsere Hunde. Oder du sagt ‚sche, sche‘, aber ‚ha,ha‘ heißt nur ‚ja,ja‘“.

Bye, bye Bangalore – willkommen Pune

Heute ging unsere Reise weiter von Bangalore nach Pune. Das heißt, genauer gesagt sind wir nun zirka eine Autostunde außerhalb der Millionenstadt Pune an der Symbiosis International University.  http://www.siu.edu.in.

 

Der Campus der Privatuniversität liegt auf einem Berg, abseits jeglicher Wohnviertel.

Nach zweieinhalb Wochen Grosstadttrubel dürfen sich meine Ohren wieder an das Zwitschern der Vögel und das Zurren der Grillen gewöhnen. Aber ich wäre nicht in Indien, wenn nicht doch in der Ferne Trommelgeräusche zu hören wären.

Und Bangalore und Pune scheinen zwei Welten zu sein.

Abflug Bangalore

Bangalore hat mich seinem vielen Grün, den angenehmen Temperaturen und dem relativ westlichen Lebensstil sehr begeistert.

800 Kilometer liegen zwischen Bengalore und Pune

Als wir nach einer Stunde Flug in Pune ankommen, sind die Straßen nass vom letzten Regenschauer. Auf den ersten Blick erschließt es sich mir nicht, dass diese Stadt auch zu den lebenswertesten des Landes gehören soll. Bei der Fahrt durch die Innenstadt wirkt sie eher auf mich eher heruntergekommen. besonders fallen mir die vielen Satelitenschüsseln auf den Wellblechhütten auf.

Satellitenschüsseln über jeder Wellblechhütte, das habe ich in Indien bislang nicht gesehen

Nach einer Weile fahren wir durch eine Geschäftsstraße, an der sich ein westlicher Laden an den anderen reiht.

Unten Geschäfte und oben…
Wahlplakate gibt es hier überall
Das Postamt…

Umso erstaunter bin ich, zu sehe, dass sich in den Stadtrandgebieten ein neugebauter Wohnblock an den anderen reiht. Vieles ist noch im Entstehen, so auch die Straße,  die sich nach dem Regen in ein Schlammloch verwandelt hat. 

Willkommen im Timbaktu Collective

Maria Vattamattam

Maria Vattamattam ist eine faszinierende Frau, die in ihrem Leben schon viel bewegt hat. Dabei wirkt die ehemalige Sozialarbeiter eher bescheiden, zurückhaltend. Anfang der 90er Jahre kaufte sie zusammen mit ihrem Partner in Anantapurn in Adrah Pradesh 32 Hektar Land und gründete das „Timbaktu Collective“.  Angelehnt an den Namen der malischen Wüstenstadt, gaben sie ihrer Zukunftsvision den Namen. Denn das Land, das sie kauften, war nicht nur abgelegen, sondern galt auch als nicht besonders fruchtbar  und unrentabel zu bewirtschaften.

Doch das war nicht immer so: vor Jahrhunderten galt die Region als besonders fruchtbar, die Erträge wurden im ganzen Land genossen und die Wälder galten als die feinsten,  die es gab.  Inspiriert durch Buch des japanischen Ökoaktivisten Masanobu Fukuoba wollte Maria ausprobieren, was aus dieser unwirklichen Gegend zu machen sei.

Heute ist hier wieder fruchtbares Land

Wer heute, fast 40 Jahre später, hierher kommt, mag nicht glauben,  dass dieses Stück Erde mal Brachland war. Denn neben der ökologisch betriebenen Landwirtschaft, bietet das Kollektiv vielen Frauen aus der Region Arbeitsmöglichkeiten,  vergibt Mikrokredite an Kleinbauern. Kinder aus benachteiligten und sozial schwachen Familien können hier zur Schule gehen und in einem Trainingscenter werden Bauern und Interessierte geschult.

Timbaktu Collective
Hirse und Hülsenfrüchte werden angepflanzt
„Glückliche“Kühe, ihr Dung gilt als wertvoller Dünger
In der Weberei können Frauen ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen
Hier wird gelernt und gelebt
Auch eine Schule gehört zum Kollektive

„Unser Leben hat sich komplett verändert“, erzählen uns einige der Frauen selbstbewusst,  die durch das Kollektiv Arbeit gefunden haben. „Mein Mann ist Alkoholiker, aber nun kann ich meinen Lebensunterhalt selbst verdienen. Ich bin ich nicht mehr von ihm abhängig“, erzählt eine andere und das Strahlen in ihren Augen zeigt, wie viel ihr das bedeutet.

Mich haben im „Timbaktu Collective“ vor allem die Menschen begeistert. Weil es ein gutes Beispiel dafür ist,  was daraus werden kann,  wenn Menschen anfangen, ihren Traum zu leben und wie es das Leben Vieler positiv verändern kann.

 

 

 

 

 

Wein in Indien?

Heute geht unsere Fahrt von Bengalore aus Richtung Norden. Unterwegs fahren wir an Weinbergen vorbei. Trauben werden in Indien schon längere Zeit angebaut, seit einigen Jahren wird auch Wein produziert. Unter Weinkenner gilt indischer Wein wohl noch als Geheimtipp. In Indien ist er aber kaum zu bekommen.  Wein zu trinken ist in Indien eher unüblich. Anders als etwa im Judentum oder im Christentum gibt es im Hinduismus auch keine kultischen Handlungen mit Wein. (In einigen Strömungen gebraucht man wohl ein alkoholisches Ersatzgetränk).  Wein ist sehr teuer und gibt es meist nur in den großen internationalen Hotels.

Zugfahrt Chennai – Bengalore

Gestern ging es mit dem Zug von Chennai nach Bengalore. Fast fünf Stunden dauert die Fahrt. Für indische Verhältnisse eine kurze Strecke. Neulich erzählte mir eine indische Bekannte, sie sei 24 Stunden im Zug gefahren ohne festen Sitzplatz.

der Bahnhof von Chennai erinnert an die koloniale Vergangenheit der Stadt

Unsere Fahrt wird anders verlaufen, nicht nur, weil sie kürzer ist, sondern auch, weil wir uns Tickets für den Expresszug mit Klimaanlageleisten können.

Wartehalle in Chennai
Morgens um sechs am Bahnhof
Der indische Expresszug ähnelt dem deutschen ICE
nur dass es Essen gibt (was aber nicht so lecker ist)

Dafür ist die Landschaft, durch die wir fahren genial: Reisfelder, Kokosplantagen, Berge…

 

Um nach knapp fünf Stunden in Bangalore anzukommen, eine Stadt, die nicht nur sehr grün ist, mit angenehmen Termperaturen. Irgendwie schafft es die Stadt schnell, dass ich sie sympathisch finde.

Ankunft in Bangalore