Willkommen im Timbaktu Collective

Maria Vattamattam

Maria Vattamattam ist eine faszinierende Frau, die in ihrem Leben schon viel bewegt hat. Dabei wirkt die ehemalige Sozialarbeiter eher bescheiden, zurückhaltend. Anfang der 90er Jahre kaufte sie zusammen mit ihrem Partner in Anantapurn in Adrah Pradesh 32 Hektar Land und gründete das „Timbaktu Collective“.  Angelehnt an den Namen der malischen Wüstenstadt, gaben sie ihrer Zukunftsvision den Namen. Denn das Land, das sie kauften, war nicht nur abgelegen, sondern galt auch als nicht besonders fruchtbar  und unrentabel zu bewirtschaften.

Doch das war nicht immer so: vor Jahrhunderten galt die Region als besonders fruchtbar, die Erträge wurden im ganzen Land genossen und die Wälder galten als die feinsten,  die es gab.  Inspiriert durch Buch des japanischen Ökoaktivisten Masanobu Fukuoba wollte Maria ausprobieren, was aus dieser unwirklichen Gegend zu machen sei.

Heute ist hier wieder fruchtbares Land

Wer heute, fast 40 Jahre später, hierher kommt, mag nicht glauben,  dass dieses Stück Erde mal Brachland war. Denn neben der ökologisch betriebenen Landwirtschaft, bietet das Kollektiv vielen Frauen aus der Region Arbeitsmöglichkeiten,  vergibt Mikrokredite an Kleinbauern. Kinder aus benachteiligten und sozial schwachen Familien können hier zur Schule gehen und in einem Trainingscenter werden Bauern und Interessierte geschult.

Timbaktu Collective
Hirse und Hülsenfrüchte werden angepflanzt
„Glückliche“Kühe, ihr Dung gilt als wertvoller Dünger
In der Weberei können Frauen ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen
Hier wird gelernt und gelebt
Auch eine Schule gehört zum Kollektive

„Unser Leben hat sich komplett verändert“, erzählen uns einige der Frauen selbstbewusst,  die durch das Kollektiv Arbeit gefunden haben. „Mein Mann ist Alkoholiker, aber nun kann ich meinen Lebensunterhalt selbst verdienen. Ich bin ich nicht mehr von ihm abhängig“, erzählt eine andere und das Strahlen in ihren Augen zeigt, wie viel ihr das bedeutet.

Mich haben im „Timbaktu Collective“ vor allem die Menschen begeistert. Weil es ein gutes Beispiel dafür ist,  was daraus werden kann,  wenn Menschen anfangen, ihren Traum zu leben und wie es das Leben Vieler positiv verändern kann.

 

 

 

 

 

Wein in Indien?

Heute geht unsere Fahrt von Bengalore aus Richtung Norden. Unterwegs fahren wir an Weinbergen vorbei. Trauben werden in Indien schon längere Zeit angebaut, seit einigen Jahren wird auch Wein produziert. Unter Weinkenner gilt indischer Wein wohl noch als Geheimtipp. In Indien ist er aber kaum zu bekommen.  Wein zu trinken ist in Indien eher unüblich. Anders als etwa im Judentum oder im Christentum gibt es im Hinduismus auch keine kultischen Handlungen mit Wein. (In einigen Strömungen gebraucht man wohl ein alkoholisches Ersatzgetränk).  Wein ist sehr teuer und gibt es meist nur in den großen internationalen Hotels.

Nicht ohne meinen Mixi

indisch, Essen, Hausfrau, Mixi, Handrührgerät, Cutney, Für die indische Hausfrau ist der Mixi, das, was für die deutsche das Handrührgerät oder sogar der Thermomix: das Hausgerät, das in jeder Küche zu finden ist und auf das  niemand verzichten will.

Der Mixi sieht aus wie ein Standmixer und wird vor allem für die Zubereitung von Cutneys gebracht. Dazu werden je nach Cutney Mengen an Kokosnüssen, Linsen oder Gewürzen kleingeraspelt und dann mit Wasser vermengt.  

Wie wichtig der Mixi ist, wird mir bewusst als wie in einem Fischerdorf unterwegs sind. Die Menschen erzählen uns, wie das Leben teuer geworden ist, vor allem die Kosten für Wasser und Strom. „Auf was können die auf keinen Fall verzichten?“, fragt einer meiner Kollegen eine der jungen Mütter. „Nicht auf den Ferseher, den Kühlschrank und auf keinen Fall auf meinen Mixi“, so die spontane Antwort.

Mein erstes indisches Abenteuer – Taxifahren in Chennai

Mein erster Tag in Chennai. Vor eineinhalb Jahren war ich schon einmal in der viertgrößten Metropolregion Indiens. Zwei Wochen lang werde ich dieses Mal im Rahmen des Medienbotschafterprogramms der Bosch-Stiftung hier sein. Am Nachmittag treffen wir uns im Café  Amethyst. Eine wunderschöne Idylle inmitten der sonst lärmenden Stadt. Abends brauche ich ein Taxi, das mir unsere indische Programmkoordinatorin netterweise bestellt, weil ich noch keinen Internetzugang habe. „Mit Uber-Taxis zu fahren ist absolut sicher. Während du unterwegs bist, kann ich genau verfolgen, wo du bist.“ Willkommen in der indischen Taxiwelt. Dank der amerikanischen Taxi-App Uber und seinem indischen Pendant Ola, ist vor allem für Frauen das Taxi zu einem attraktiven Fortbewegungsmittel geworden. Denn mit Hilfe der App kann sowohl derjenige, der sich befördern lässt, als auch Freunde, Bekannte, die dazu eingeladen werden, nachvollziehen, wo man bzw. frau sich gerade aufhält. Also steige ich ein, ohne mir Gedanken zu machen. Das Ziel, der Supermarkt in der Nähe meiner Unterkunft. Von dort sind es zu Fuß nur noch wenige Meter. Nach einer Viertelstunde lässt mich der Taxifahrer vor einer OMR-Zentrale aussteigen. Ich bezahle, rufe meine Freundin an, bei der ich wohne. Noch bin ich mit der Gegend nicht vertraut. Sie bietet mir deshalb an, mich mit dem Roller abzuholen. Also warte ich. Fünf Minuten vergehen. Von meiner Freundin nichts zu sehen. Langsam macht sich ein Gedanke breit: stehe ich tatsächlich vor dem richtigen Supermarkt??? Um sicher zu gehen, hole ich mein Handy hervor, gebe im GPS meinen Standort ein. Noch habe ich keine indische SIM-Karte. Eine gefühlte halbe Ewigkeit vergeht bis Google-Maps sich öffnet und mir anzeigt, ich stehe zwar an einer der großen Ausfallstraßen Richtung Süden, aber meine Freunde wohnen an der anderen. Was tun? Wieder rufe ich meine Freundin an, versuche ihr zu beschreiben, wo ich stehe. „Am OMR-Markt gegen über des AKPG-Gebäude.“ Meine Freundin versucht meinen Standort zu lokalisieren und bietet mir an, ein Taxi zu rufen. Es ist acht Uhr abends, noch sind viele Menschen unterwegs, doch in der Millionenstadt komme ich mir verloren vor. Abends sollten Frauen nicht alleine unterwegs sein, hatte ich doch erst noch vor wenigen Tagen gelesen. Ich fühle mich nicht unsicher, nur einfach fremd und verloren. „Ich habe dir ein Taxi bestellt, es ist in 5 Minuten da und 5608 sind die letzten vier Zahlen auf dem Nummerschild“, höre ich meine Freundin sagen. Tatsächlich kommt ziemlich genau nach 5 Minuten ein Auto   angefahren, der Fahrer winkt mir freundlich zu. Bevor ich einsteige, schaue ich auf das Nummerschild. Die Zahlen stimmen. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, ich kann die Fahrt am Handy verfolgen“, hatte mir meine Freundin noch zugerufen. Als ich ankomme, wartet meine Freundin bereits mit dem Handy in der Hand….

 

 

Frankfurt – Chennai oder wie die digitale Welt das Reisen verändert

“So du bist gelandet. Wir haben es auf Flight Radar verfolgen können. Ganz schön lange der Flug.“ Es ist drei Uhr morgens in Chennai.  Endlich bin ich angekommen.

Flug

Eigentlich sollte mein Flieger noch vor Mitternacht landen. Wenn alles gut geht, könnte ich gegen ein Uhr bei meinen Freunden sein, so war der Plan. Doch leider war nicht alles gut gegangen: in Frankfurt hatte die Maschine zuerst ein technisches Problem, dann funktionierte die Enteisung nicht ( warum die auch bei Plustemperaturen nötig ist, habe ich nicht verstanden), dann konnte eine Startbahn aufgrund der Windverhältnisse nicht genutzt werde. Kurzum, wir kommen erst mit einer guten Stunde Verspätung los. In Chennai angekommen, geben uns die Grenzbeamten auch erst nach einer ausführlichen Befragung den Stempel in den Paß. Inzwischen ist es in Chennai drei Uhr morgens, in Deutschland halb zwölf Uhr abends. Trotz meiner Müdigkeit will ich mich noch schnell ins Internet einloggen und Bescheid geben, dass ich gut angekommen bin. Nicht nötig, meine Freunde haben den Flugverlauf beobachtet. Ob sie auch gesehen haben, dass es hier zur mitternächtlichen Stunde noch „angenehme 29 Grad hat“, wie mir die Einheimischen bei der Ankunft sagen?