Pondicherry

Die ehemalige französische Kolonialstadt liegt auf halber Wegstrecke auf meinem Rückweg von Tharangambadi nach Chennai.  Bis 1954 war die Stadt Hauptstadt Französisch-Indiens. Den französischen Einfluss merkt man bis heute. Ein nettes Städtchen, kein Wunder, dass sich hier viele Touristen tummeln.

Sehr beliebt: die Breite Strandpromenade
Im französischen Viertel
das Wahrzeichen der Stadt
im Park

 

Eingang zum Sri Aurobindo Ashram, dem geistigen Väter von Auroville, einer bekannten indischen Stadtkommune
Statue von Ambedkar Manimandapam, dem ersten indischen Justizminister und einer der Architekten der Indischen Verfassung. Er stammt aus der Kaste der Unberührbaren, was ihn zeitlebens zum Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit veranlasste
Sonnenuntergang über der Stadt

Bartholomäus Ziegenbalg – ein Sachse in Indien

Denkmal für Ziegenbalg in Tharangambadi

Wer nach Tharangambadi kommt, kann das Denkmal für Bartholomäus Ziegenbalg am Ende des Hauptstraße,  in einer Ecke des größten Platzes der Stadt, kaum übersehen. Anlässlich des 300. Jahrestags seiner Ankunft wurde es gestiftet. Für mich wirkt die lebensgroße Goldstatue mit der Lockenperücke befremdlich, aber in Südindien gibt es viele Büsten dieser Art. Meist werden damit wichtige Politiker oder andere Persönlichkeiten geehrt. 

1706 kam Ziegenbalg als erster deutscher protestantischer Missionar nach Indien.  Schnell lernte er die Sprache der Einheimischen, Tamil, und übersetzte die Bibel. Umgekehrt übersetzte er auch tamilische Schriften ins Deutsche. Ziegenbalg ließ eine Druckpresse aus Deutschland kommen und gilt bis heute als „Erfinder“ des tamilischen Buchdrucks.

Ein Mitarbeiter des Ziegenbalgmuseums zeigt ein Beispiel des gedruckten Tamils

Damit nicht genug:  gemäß seines deutschen Vorbilds, dem Hallenser Theologen August-Herrmann Franke, wollte Ziegenbalg Glaube mit sozialem Engagement verbinden und richtete Waisenhäuser und Schulen für Jungen und Mädchen ein und setzte sich für Witwen und Sklaven ein. Dabei war es ihm nicht nur wichtig, dass die Einheimischen die Bibel in ihrer Sprache lesen konnten, sondern er gründete die erste lutherisch-tamilische Kirche und ließ der Gemeinde ein Kirchengebäude bauen. Den Dänen gefiel das Engagement des Sachsen nicht. Kurzerhand ließen sie ihn für vier Monate ins Gefängnis einsperren. Ziegenbalg nutzte die Zeit für seine Übersetzungen.

Die New Jerusalem Kirche

Im Oktober feiert die Kirche ihr 300jähriges Bestehen. Bis heute gilt sie als die erste für Einheimische errichtete Kirche Asiens.

Ziegenbalgs Grab vor der Kirche
auch im Inneren erinnert die Kirche an die deutsche Herkunft ihres Erbauers

Hier in Gottesdienst zu gehen, fand ich besonders und komisch zugleich. Ohne ein Wort Tamil zu sprechen,  konnte ich dem  Gottesdienst gut folgen.  Die gesungenen Lieder entstammen dem evangelischen Gesangbuch, der Ablauf entspricht dem eines klassisch lutherischen Gottesdienstes. Zugleich wirkte es auf mich auch ein bischen, als ob die Zeit stehen geblieben ist.

Seit gut einem Jahr gibt es im ehemaligen Wohnhaus des Missionars aus Sachsen ( Ziegenbalg ist in Pulsnitz geboren) ein Museum für den interkulturellen Dialog. Gefördert wird dies u.a. Von den Frankeschen Stiftungen in Halle a.d.S.

Das ehemalige Wohnhaus ist heute Museum
Zum 300. Jubiläum gab es eine Briefmarke
Druckerpresse

Ziegenbalgs Vermächtnis, so erklärte mir Tage vor meiner Reise nach Tharangambadi ein Historiker in Chennai, sei ein Vielfältiges. Er habe nicht nur die Bibel in verständliches Tamil übersetzt und so ähnlich wie Luther die über 4000 Jahre alte tamilische Sprache für die Menschen zugänglich gemacht.  Leute wie Ziegenbalg hätten auch den Hinduismus  beeinflusst. Gedanken wie Gnade habe es zuvor nicht gegeben.

Ich finde es jedenfalls spannend, dass die Spuren von Ziegenbalg auch fast 300 Jahre nach seinem Tod noch sichtbar sind. Dabei wurde er gerade mal 36 Jahre alt.

Gedenktafel an die Landung von Ziegenbalg
Der Indische Ozean (Blick vom Fort)