Bye, bye Bangalore – willkommen Pune

Heute ging unsere Reise weiter von Bangalore nach Pune. Das heißt, genauer gesagt sind wir nun zirka eine Autostunde außerhalb der Millionenstadt Pune an der Symbiosis International University.  http://www.siu.edu.in.

 

Der Campus der Privatuniversität liegt auf einem Berg, abseits jeglicher Wohnviertel.

Nach zweieinhalb Wochen Grosstadttrubel dürfen sich meine Ohren wieder an das Zwitschern der Vögel und das Zurren der Grillen gewöhnen. Aber ich wäre nicht in Indien, wenn nicht doch in der Ferne Trommelgeräusche zu hören wären.

Und Bangalore und Pune scheinen zwei Welten zu sein.

Abflug Bangalore

Bangalore hat mich seinem vielen Grün, den angenehmen Temperaturen und dem relativ westlichen Lebensstil sehr begeistert.

800 Kilometer liegen zwischen Bengalore und Pune

Als wir nach einer Stunde Flug in Pune ankommen, sind die Straßen nass vom letzten Regenschauer. Auf den ersten Blick erschließt es sich mir nicht, dass diese Stadt auch zu den lebenswertesten des Landes gehören soll. Bei der Fahrt durch die Innenstadt wirkt sie eher auf mich eher heruntergekommen. besonders fallen mir die vielen Satelitenschüsseln auf den Wellblechhütten auf.

Satellitenschüsseln über jeder Wellblechhütte, das habe ich in Indien bislang nicht gesehen

Nach einer Weile fahren wir durch eine Geschäftsstraße, an der sich ein westlicher Laden an den anderen reiht.

Unten Geschäfte und oben…
Wahlplakate gibt es hier überall
Das Postamt…

Umso erstaunter bin ich, zu sehe, dass sich in den Stadtrandgebieten ein neugebauter Wohnblock an den anderen reiht. Vieles ist noch im Entstehen, so auch die Straße,  die sich nach dem Regen in ein Schlammloch verwandelt hat. 

Willkommen im Timbaktu Collective

Maria Vattamattam

Maria Vattamattam ist eine faszinierende Frau, die in ihrem Leben schon viel bewegt hat. Dabei wirkt die ehemalige Sozialarbeiter eher bescheiden, zurückhaltend. Anfang der 90er Jahre kaufte sie zusammen mit ihrem Partner in Anantapurn in Adrah Pradesh 32 Hektar Land und gründete das „Timbaktu Collective“.  Angelehnt an den Namen der malischen Wüstenstadt, gaben sie ihrer Zukunftsvision den Namen. Denn das Land, das sie kauften, war nicht nur abgelegen, sondern galt auch als nicht besonders fruchtbar  und unrentabel zu bewirtschaften.

Doch das war nicht immer so: vor Jahrhunderten galt die Region als besonders fruchtbar, die Erträge wurden im ganzen Land genossen und die Wälder galten als die feinsten,  die es gab.  Inspiriert durch Buch des japanischen Ökoaktivisten Masanobu Fukuoba wollte Maria ausprobieren, was aus dieser unwirklichen Gegend zu machen sei.

Heute ist hier wieder fruchtbares Land

Wer heute, fast 40 Jahre später, hierher kommt, mag nicht glauben,  dass dieses Stück Erde mal Brachland war. Denn neben der ökologisch betriebenen Landwirtschaft, bietet das Kollektiv vielen Frauen aus der Region Arbeitsmöglichkeiten,  vergibt Mikrokredite an Kleinbauern. Kinder aus benachteiligten und sozial schwachen Familien können hier zur Schule gehen und in einem Trainingscenter werden Bauern und Interessierte geschult.

Timbaktu Collective
Hirse und Hülsenfrüchte werden angepflanzt
„Glückliche“Kühe, ihr Dung gilt als wertvoller Dünger
In der Weberei können Frauen ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen
Hier wird gelernt und gelebt
Auch eine Schule gehört zum Kollektive

„Unser Leben hat sich komplett verändert“, erzählen uns einige der Frauen selbstbewusst,  die durch das Kollektiv Arbeit gefunden haben. „Mein Mann ist Alkoholiker, aber nun kann ich meinen Lebensunterhalt selbst verdienen. Ich bin ich nicht mehr von ihm abhängig“, erzählt eine andere und das Strahlen in ihren Augen zeigt, wie viel ihr das bedeutet.

Mich haben im „Timbaktu Collective“ vor allem die Menschen begeistert. Weil es ein gutes Beispiel dafür ist,  was daraus werden kann,  wenn Menschen anfangen, ihren Traum zu leben und wie es das Leben Vieler positiv verändern kann.

 

 

 

 

 

Wein in Indien?

Heute geht unsere Fahrt von Bengalore aus Richtung Norden. Unterwegs fahren wir an Weinbergen vorbei. Trauben werden in Indien schon längere Zeit angebaut, seit einigen Jahren wird auch Wein produziert. Unter Weinkenner gilt indischer Wein wohl noch als Geheimtipp. In Indien ist er aber kaum zu bekommen.  Wein zu trinken ist in Indien eher unüblich. Anders als etwa im Judentum oder im Christentum gibt es im Hinduismus auch keine kultischen Handlungen mit Wein. (In einigen Strömungen gebraucht man wohl ein alkoholisches Ersatzgetränk).  Wein ist sehr teuer und gibt es meist nur in den großen internationalen Hotels.

Zugfahrt Chennai – Bengalore

Gestern ging es mit dem Zug von Chennai nach Bengalore. Fast fünf Stunden dauert die Fahrt. Für indische Verhältnisse eine kurze Strecke. Neulich erzählte mir eine indische Bekannte, sie sei 24 Stunden im Zug gefahren ohne festen Sitzplatz.

der Bahnhof von Chennai erinnert an die koloniale Vergangenheit der Stadt

Unsere Fahrt wird anders verlaufen, nicht nur, weil sie kürzer ist, sondern auch, weil wir uns Tickets für den Expresszug mit Klimaanlageleisten können.

Wartehalle in Chennai
Morgens um sechs am Bahnhof
Der indische Expresszug ähnelt dem deutschen ICE
nur dass es Essen gibt (was aber nicht so lecker ist)

Dafür ist die Landschaft, durch die wir fahren genial: Reisfelder, Kokosplantagen, Berge…

 

Um nach knapp fünf Stunden in Bangalore anzukommen, eine Stadt, die nicht nur sehr grün ist, mit angenehmen Termperaturen. Irgendwie schafft es die Stadt schnell, dass ich sie sympathisch finde.

Ankunft in Bangalore

 

Strandspaziergang auf indisch

„Hättest du noch Lust mit an den Strand zu kommen?“ Das wollte ich mir nicht entgehen lassen. Chennai liegt am Indischen Ozean. Was könnte es da Schöneres geben als einen Abendspaziergang am Wasser? „Können wir nicht direkt im Sand am Wasser gehen?“, frage ich meine Begleitung. „Ich glaube kaum, dass du das möchtest“, so die Antwort. Der Strand ist für die Menschen, die hier im Fischerdorf leben, auch ihr Badezimmer. Später werde ich erfahren, dass schätzungsweise jeder Zehnte Inder kein eigenes Bad hat. Besonders für Frauen und Kinder ist es gefährlich, wenn sie bei Dunkelheit Ihre Häuser verlassen müssen, um ihre Notdurft zu verrichten.

Wie schade. Schon im Vorfeld der Reise hatte ich mich darauf gefreut, im Meer spazieren gehen zu können. Doch auch der Gang durchs Fischerdorf ist spannend. Beim Blick durch die offene Wohnungstür fällt mir das Fernsehgerät auf. „Den gab‘s als Geschenk bei einer der letzten Wahlen“, erklärt mir meine Begleitung.

 Von Geschenken dieser Art hatte ich schon gehört, aber bislang dachte ich, das wären kleinere wie ein Stück Seife etc.

„In dieser Familie gab es wohl was zu feiern“, höre ich meine Begleitung sagen. „Dann  werden die Häuser bunt angemalt“.

 In diesem Dorf ist das bunte Haus auffällig. Später werde ich solche Häuser noch häufiger sehen. Auch die „heilige Kuh“  ist an diesem Abend unterwegs, sucht sich ihr Fressen im Müll,  auf einem Grundstück,  das ebenfalls als Badezimmer benutzt wird. Zu stören scheint sie das nicht.